Komm, wir bauen uns einen Bus….

Das Projekt „Amy“

2017 sind wir insgesamt 8 Monate unterwegs gewesen: Zwei Erwachsene, zwei Kinder und ein Hund in einem Bus namens „Flotter Bert“. Der „Flotte Bert“ hatte in unseren Augen alles was man braucht, eine kleine Küche, Schlafplätze für vier und passte in jede Parklücke. Er war unser Zuhause auf Zeit, unser Schutz bei schlechtem Wetter, unsere Homebase wenn es um essen, schlafen und gemeinsame Zeit ging. Er fuhr uns verlässlich durch Deutschland, Italien, die Schweiz, durch Österreich, Slowenien und Kroatien, er scheute nicht vor schlammigen Pisten, vor Nächten im Wald und brachte uns einmal ungeplant in die schönsten kleinen Küstenstädte der Cinque Terre, nur weil wir 3 Stunden lang keine Wendemöglichkeit auf den schmalen Straßen am Felsen fanden.

Aber es war, als würde der „Flotte Bert“ von Mal zu Mal ein wenig schrumpfen. Immer häufiger stieß man sich den Kopf, fielen einem Dinge aus den Schränken entgegen und jammerten die Kinder, sie wollen sich das Hochbett nicht mehr mit den Standup Boards teilen – geschweige denn, dass der Hund wusste wo er schlafen sollte. Vier Jahre hatte er uns so gut beschützt und uns so viele Ecken gezeigt, an die wir sonst nie gekommen wären. Vier jahre Zeit, die wir auf engstem Raum zusammen waren, so oft wir nur konnten und Abends an den Fenstern klebten um Schneeflocken zu beobachten oder Rehe, die nur ein paar Meter enfernt über die nebligen Wiesen zogen. Und dann, an einem tristen Tag im Januar wurde er abgeholt, wurde Teil einer neuen vierköpfigen Familie, deren Kinderbeine noch nicht so lang waren, dass man gegen Boards stieß und für die der „Flotte Bert“ viel größer wirkte als für uns. Wir standen an der Straße und winkten ihm nach. Er fuhr um die Kurve, aber die Erinnerungen blieben.

Die Welt hörte dennoch auf sich für eine Zeit so weiterzudrehen wie gewohnt. Die Kinder fügten mühelos Begriffe wie „Abstandsregel“ „Inzidenzen“ und „Covid19“ in ihren Sprachgebrauch mit ein und wir fügten uns der Langsamkeit des Lockdowns, kamen gar nicht in die Lage entscheiden zu müssen wie wir ab jetzt reisen wollen und wohin und füllten unser Leben mit den Soft Skills der Corona Zeit. Die Kinder lernten kochen und backen, pflanzten Gemüse und Obst, machten Marmelade und malten mit Aquarell, wurden kreativer und vor allem: Sie wurden große Geschwister. Von da an kullerte ein Baby mit durchs Leben, strahlte alle an und sorgte dafür, dass wir unseren persönlichen Lockdown für immer als Bereicherung abspeichern würden.

Aber in unseren Köpfen geisterte die Sehnsucht herum frei entscheiden zu können wann immer wir die Stadt die wir so lieben verlassen wollen. Die Freiheit, alle Türen aufzureißen und mit Blick aufs Meer oder stille Seen zu schlafen, die Freiheit umzudrehen und die Legitimation sich verfahren zu dürfen so oft wie man will.

2021 kauften wir „Amy“ – einen unausgebauten Transporter, der früher Öfen transportierte. Und googelten uns die Finger wund nach einer Bauanleitung für einen Transporter für fünf plus Hund? Was man nicht findet muss man selbst erfinden. Und so starteten wir völlig planlos in unser ganz eigenes Lockdown Projekt: Den Ausbau von Amy.