Brief an Marta

Wenn ich Martas Mutter wäre, hätte ich ihr folgendes zu sagen:

Liebe Marta,

wenn du aus dem Fenster siehst, siehst du die Welt, wie wir sie für dich erschaffen haben. Wir und deine Großeltern, und die Generation davor und davor. Sie haben Bäume gepflanzt, Straßen gebaut und Häuser errichtet. Sie haben Kriege geführt und den Kapitalismus erfunden, für die Demokratie gekämpft und die Wirtschaft gestärkt. Die Welt vor deinem Fenster ist voller Müll und oft fragwürdigem Gedankengut. Vor deinem Fenster gibt es Menschen, die etwas bewegen, andere die ihr Leben verschlafen, welche die füreinander aufstehen und andere, die gegeneinander kämpfen.

Liebe Marta, hier läuft vieles gut und doch so einiges schief. Wie in jeder Generation. Die Kunst ist es, das Gute zu sehen und mutig für seine Ziele aufzustehen. Die Schule lehrt dich das nur bedingt. Weißt du, Marta, in dieser Welt geht es schon lange nicht mehr um Leistung und Gehorsam, um Fleiß und Verbissenheit. Es geht um Eure kleinen klugen Köpfe, die noch so unvoreingenommen sind. Die voller kluger Gedanken sind. Die flexibel im Denken sind, die noch Hoffnung haben und an das Gute glauben. Die man ein bißchen davor bewahren muss, gleichförmig und leitsungsoreintiert ihren Weg zu gehen. Deren Gedanken man auffangen und frei lassen sollte. Kluge, kleine Köpfe, die so vieles besser machen würden als wir. Die eigentlich wissen, das Glück wichtiger ist als Konsum. Das Lebenszeit wichtiger ist als Karriere und uns jeden Morgen die Sonne weckt mit dem Gedanken, es besser zu machen. Es mehr zu schätzen, jede Minute, jede Sekunde.

Liebe Marta, du kannst die Tage füllen mit allem was dich bewegt. Du sollst lernen wie schön es ist, Bücher zu lesen, im Theater zu staunen, fremde Sprachen zu sprechen. Die Schule ist ja nicht verdammt, sondern etwas Grossartiges, ein Ort, der euch zusammen bringt und all die Wissbegierde die ihr mitbringt auffangen, nutzen und fördern soll.

Aber sie soll Dich nicht zu einer von vielen machen. Sie soll dich nicht gleichschalten, dich beurteilen und dir das Gefühl geben, so wie du bist, bist du in mancher Hinsicht nicht genug. Denn du bist mehr als genug, Marta. Du bist viel mehr als genug so lange Du deinen eigene Kopf behältst, Dir selbst Gedanken machst was wichtig ist im Leben. So lange du mutig genug bist für Deine Ziele grade zu stehen und nicht die einer Burn-out Gesellschaft.

Denn glaub mir, nicht die strebsamen, angepassten und fleissigen werden es am Ende sein, die ihren Weg gehen. Sondern die, die ihre Ziele nicht aus den Augen verlieren, die Mutigen, die Aufmüpfigen, die Empathischen, die Kreativen. Die, die sich ihre kleinen Köpfe nicht verbiegen lassen.

Liebe Marta, manchmal tanze ich Abends mit dir in der Küche zu Danger Dan. Und freue mich daran, dass er mutig genug war, auszusprechen, was uns bewegt.

Macht doch, was ihr wollt, aber eines prägt euch ein
Ihr müsst nicht pünktlich und nicht arbeitsam und tugendhaft
Im preußischen Sinne ähnlich ’nem Roboter, der Ja und Amen sagt
Und die Vokabeln lernt und andere verpfeift
So wie ein Hilfssheriff des Lehrkörpers
Doch ingesamt recht aufmüpfig wohl sein

(Danger Dan, Ingloria Victoria)

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