Can`t Stop smiling – Das A Summers Tale Festival in Luhmühlen

Part 1: Festival mit Kindern 1

IMG_0961 Kopie.jpgIch lächele. Ich sitze Abends barfuss im Gras, die Kinder haben bereits ihre Jacken übergezogen. Die Sonne verschwindet hinter den Bäumen. Es ist vielleicht nicht die laue Sommernacht, die man sich gewünscht hatte, aber es ist eine Sommernacht. Sie ist nicht heiß aber schön, sie ist trotz allem erfüllt vom Zirpen der Grillen im Gras. Sie riecht ein bisschen nach Heu, nach gemähtem Gras, nach warmer Erde und nach gebratenen Süßkartoffeln. Sie riecht nach Festival, aber ohne den faden Beigeschmack. Nach Luft und Feuer und Glück – nicht nach Bier, Pisse und billigem Fastfood.

Meine nackten Zehen kitzelt das Gras und ich lächele. Ich sehe Menschen zu die tanzen. Sie wiegen sich nicht im Takt der Musik, sie eifern einem Tanzlehrerpärchen nach, dass mich stark an Dirty Dancing erinnert. Sie üben Schrittfolgen auf Holzbohlen und im Gras. Sie lächeln. Mit den Augen. Am Rande stehen Kinder barfuss im Gras, die kleinen Füße können nicht still stehen wenn die Musik ertönt.

IMG_0836 Kopie.jpgIch bin umgeben von Holzschildern, die mir die Richtung weisen. Jemand muss sich hingesetzt haben um diese zu malen. Ja, zu malen. Sie sagen mir, wo ich bin und wo ich hingehen kann. Waldwinkel, Zwergstadt, Festivalatelier. Ich folge ihnen und biege irgendwo ab, ich folge den Kindern. Den Menschen, den Gerüchen, der Musik. Überall hängen Time Table, auf denen ich mich informieren kann was gerade wo passiert. Und manchmal mache ich das, und manchmal mache ich das nicht und bin damit ziemlich glücklich. Irgendetwas anderes hat den Plan für mich übernommen was ich sehe, esse, genieße. Der Festival-Sinn? Ich mag ihn.

Am Einlass immer freundliche Menschen. Sie bewundern Idas Blumenkranz. Nie Gedrängel. Ist das wirklich ein Festival?

IMG_0808 Kopie.jpgIn den Bäumen hängen große Vögel aus Metall. Es blitzt wenn die Sonne sich darin spiegelt. Wie Funken zwischen den dunkelgrünen Bäumen. Die Kinder bewundern Pommes am Stiel und die verlockend riechenden süßen Waffeln. Egal wofür sie sich entscheiden, nie muss man lange anstehen. Wie funktioniert das?

Die Abendsonne lässt einen Tag voller Eindrücke ausklingen. Und bringt das Lächeln manchmal zum Strahlen. Kann ein Festival so schön sein?

Ich bin alleine mit den Kindern gekommen. Ich und der „Flotte Bert“, den Hund haben wir im Hydrophil Büro abgeliefert wo er überschwänglich begrüßt wurde und noch viel überschwänglicher zurück gegrüßt hat. Wo wir hin müssen? Weiß ich nicht so genau. Es wird das erste Festival für die Kinder. Was machen wir da? Sie sind aufgeregt, schnattern und kichern auf der Rückbank. Ich hätte den Bus vorher aufladen sollen, denke ich. Was ist wenn ich keinen Strom habe? Aber die Menschen im Zelt haben ja auch keinen Strom. Luxusproblem.

IMG_0778 Kopie.jpgLuhmühlen liegt irgendwo zwischen Hamburg und Lüneburg, angeblich, so wurde mir erzählt, handelt es sich um einen Reiter-Ort. Hier finden jährlich irgendwelche Military Turniere statt. Als ich später das erste Hindernis sehe weiß ich, dass das keine Veranstaltung nach meinem Geschmack ist.

Die Schilder zum Festival sind klein, fast unscheinbar. Wie lange war ich nicht mehr auf einem richtigen Festival? (Das Reeperbahn Festival mal ausgenommen). Endlose Autokolonnen. Einmal hab ich meinen Bruder zum Wacken open Air gefahren. Nicht meine Welt. Und hier? Ist heute nicht der richtige Tag? Wo sind denn die anderen Festival Gäste?

Am Presse-Schalter steht nur ein Mensch vor uns. Die Kinder bekommen ihre ersten Festival Armbänder und platzen vor Stolz. Wir stehen auf dem Zeltplatz für Crew und Presse. Zwischen den vielen kleinen Zelten sieht der „Flotte Bert“ richtig riesig aus.

Der Weg zum Festivalgelände ist gesäumt mit hohen Bäumen. In dem knietiefen saftigen Gras stehen Kühe und beobachten uns. Emil findet eine Schlange. Eine echte Schlange (die dann doch wieder nicht so echt ist, weil es sich um eine Blindschleiche handelt). Zeit ist ab jetzt relativ. Der Time Table ist präsent und doch nicht wichtig. Wir wollen nicht das EINE sehen, sondern das Gesamtpaket. Es ist das erste Festival für die Kinder – sie sollen mitentscheiden wie es sich anfühlt. Sie sollen ihre Festival Erinnerung selber mitgestalten.

Der Tag ist gefüllt mit Eindrücken und Ausdrücken. Sie nehmen viel auf, aber sie geben auch viel wieder. Sie lernen jonglieren, sie balancieren, sie drücken selber etwas aus. Es ist kein passives aufnehmen, sondern ein sehr aktives mitmachen. Das Festival wird tatsächlich von ihnen selbst mitgestaltet. Es ist ein Kinderparadies. So viele Möglichkeiten sich zu entfalten, teilzunehmen, zu gestalten, zu basteln, zu klettern, zu lernen und zuzusehen. Und noch am Abend genieße ich es im warmen Licht der Sonne der Musik zu lauschen und trotzdem vor der großen, wogenden Menge noch immer Kinder zu sehen, die Federball spielen, die sich lachend über den staubigen Boden jagen und mit Ketchup verschmierte Münder haben. Ich höre in den ganzen Tagen nicht ein unfreundliches Wort Kindern gegenüber. Sie sind nicht akzeptiert, sondern sie sind ein Teil, ein ganz erwünschter Teil der Atmosphäre.

IMG_1044 KopieIMG_1046 KopieIMG_1077 KopieIMG_1091 KopieIch habe lange nicht mehr so viele Erwachsene mit Begeisterung etwas Lernen sehen. Sie werfen Bälle und Keulen, sie sehen den Tanzlehrern aufmerksam zu und prägen sich Schrittfolgen ein. Sie alle sind Teil eines großen Ganzen. Einer Geschichte – der Geschichte vom A Summers Tale.

Beim Massenkaraoke kommen wir nur zufällig vorbei. Eigentlich wollten wir zur Waldbühne und dann sind wir einfach hängen geblieben am Tales Café, in dem sich bereits Menschen drängeln bis nach draußen. Wie so oft ist es gar nicht wichtig irgendwo anzukommen wo man hinwollte, sondern einfach zu bleiben, wo es einen gerade hält. Ida ist begeistert. Ein Song Book ergattern wir nicht, stellen aber schnell fest, dass sich alle um uns herum den Text mit dem Handy abfotografieren um mitsingen zu können. Was kann denn Massenkaraoke? Auf jeden Fall extrem viel Freude bringen. was man braucht? Nur eine kurze Ansage welches Lied gesungen wird und einen Menschen mit Gitarre. und dann geht es los. Es erinnert mich so an mein Lieblingsvideo von „Choir! Choir! Choir!“ aus Kanada. mehrere Tausend Menschen singen dort gemeinsam „Hallelujah“ von Leonard Cohen. Vielleicht ist es hier etwas kleiner, aber das Gemeinschaftsgefühl überwältigt trotzdem. Und wer den Mut fasst mitzusingen wird von der Gesamt Aakkustik belohnt.

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Erst um kurz vor 23 Uhr schleichen wir müde zum flotten Bert zurück. Vor den Wohnwagen und Wohnmobilen auf dem Stellplatz vor uns sitzen noch Eltern draußen bei Kerzenschein. Überall liegen Spielsachen herum, bunte Stühle, Tische, Weingläser. Es ist schön, es ist lebendig aber auf seine eigene Art leise. Niemand grölt herum, keine Betrunkenen die über Zeltleinen stolpern, kein herumliegender Müll. Das Zirpen der Grillen, und die herüberschwappende Musik der Waldbühne. Die Kinder schlafen sofort ein.

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2 thoughts

  1. Wieder so ein wunderschöner positiver, aber nicht oberflächlich-hochglanzgespült und auf Werbewirksankeit getrimmter, sondern ein authentischer Text, der zeigt, welch tolle Sachen man auch mit seinen Kindern erleben kann und der deutlich macht, wie schön es ist dass es diesen Blog gibt, der aus der Masse heraussticht.

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