Wir landen hier per Zufall – wie an vielen außegrweöhnlich schönen Orten. Manchmal weil wir uns verfahren haben, oder – wie in diesem Falle – weil ich den Stellplatz in Ulm nicht finden konnte.
Ich erreiche den Schwarzfelder Hof um kurz vor Mitternacht. Er ist als campingplatz ausgewiesen, wirkt aber gar nicht so. Die Einfahrt säumt ein Baumhaus, ich traue mich nicht drauf zu fahren, obwohl es keine Schranke gibt. Kurz vor Mitternacht. Da ist ja niemand mehr anzutreffen.
Ich stelle mich direkt unter einen alten Baum davor, höre dem Regen zu, trage die Kinder ins Hochbett hoch und freue mich auf den nächsten morgen.
Der Schwarzfelder Hof ist tatsächlich ein Campingplatz der anderen Art. Direkt angrenzend an einen Bauernhof. Und zwischen zwei Seen gelegen. Auf dem Steg des einen steht ein Junge in der morgendlichen Stille zwischen Schilf und angelt, der andere liegt noch im Dunst der aufgehenden Sonne. Ab dem späten Vormittag werden hier Kinder kreischen, planschen, schwimmen und tauchen.
Die Plätze sind großzügig und grün, kein dicht an dicht stehen. Wir stehen tatsächlich ganz allein, umringt von Büschen und Obstbäumen, hinter uns ein kleiner Durchgang durch die Büsche der auf eine Streuobstwiese führt, dahinter der Paddock für die Pferde und Ponies.
Hier kann jeder Urlaub machen – ob im Zelt, im Bus, im Heuhotel oder in einem der luxuriösen Appartments die an einem weiteren See liegen, jedes mit eigenem Steg zum Wasser. Hier ist alles sauber und gepflegt, die Bäder werden mehrmals täglich sauber gemacht, die Duschen alle einzeln für sich, kein Geräusch des Nebenmannes. Und dennoch liegt über allem der Charme der Natur.
Hinter dem Campingplatz führen direkt Fahrradwege durch die wogenden Weizenfelder. Nur einen Kilometer Radweg entfernt eine riesige Straußenfarm. Die großen Vögel staksen direkt am Zaun entlang. Weide für Weide. Sie beäugen uns und auf Schildern wird vor den tödlichen Tritten ihrer Krallen gewarnt.
Auf dem Bauernhof gibt es alle Tiere wortwörtlich hautnah zu erleben. Schweine, die sich im Dreck suhlen, Ponies, die mit ihren sanften Nüstern an Kinderhänden schnuppern, Kühe mit hellbraunen, weichen Kälbern und Hühner, die gerne stille Momente nutzen um etwas hilflos über den Zaun zu flattern und sich auf eigene Wege begeben.
Morgens und Mittags wird gemeinschaftlich gefüttert. Eine kleine Horde Kinder folgt Campingplatz Inhaber Walter auf Schritt und Tritt, nur Hund Rambo läßt sich hin und wieder auch ganz gerne auf dem Heu thronend mit der Schubkarre herum schieben.
Zwei mal am Tag ist Pony reiten. Das dürfen wir nicht verpassen – der komplette Tagesplan richtet sich bei uns nach den Pony Zeiten aus. Ida putzt und bürstet, kratzt sogar die kleinen Pony Hufe aus und strahlt vor Stolz. Brav trotten die kleinen Ponies die großzügigen Runden, Kinder unter 30 Kilo dürfen reiten, Kinder über 30 Kilo dürfen führen. Emil wiegt keine dreißig Kilo, hat sich aber durch vorbildliches Verhaten den Tieren gegenüber zum Führen qualifiziert, Stolz führt er die Ponies Maxie und Josie im Kreis und danach in den Obsthof zum grasen. Nur Maultierdame Molly nutzt gerne die Gelegenheit auszubüxen – was für sehr viel kreischen, herumrennen und aufgeregtes Lachen sorgt.
Das Heuhotel steht jedem offen, wenn dort gerade niemand nächtigt nutzen die Kinder es zum toben (die Väter im übrigen auch ganz gerne). Sie lassen sich in das weiche Lager fallen, verbuddeln sich unter dem duftenden Heu und bewerfen sich bis sie vor lachen umfallen. Man muß jeden Abend sehr, sehr viel Heu aus den Betten der Kinder entfernen.
Über den Ställen der imposanten Pensionspferde, die jeden Abend von ihren Besitzern gepflegt und geritten werden – sehr zum Staunen der Kinder – liegt die Spielscheune. Großzügig und hell und mit allem was das Herz begehrt. Sogar eine Seilbahn gibt es, auch wenn mich das knartschen in den alten Holzbalken so manches mal zusammen zucken läßt, wenn die Jugendlichen sich mit zu viel Schwung in die Bahn werfen.
Auf einer Burg läßt es sich klettern und Ritter spielen, das obligatorische Trampolin fehlt natürlich auch nicht und es gibt Pferde aus Holz, die sogar echte Sättel tragen und auf denen Ida täglich einen Ausritt zum Schloß macht. Ich probiere die Slackline aus während die Kinder spielen. Wer fertig ist, kann die Spielscheune im übrigen per Treppe wieder verlassen oder den Hinterausgang wählen und mit der Rutsche direkt auf den Hof zurück rutschen.
Den Nachmittag verbringen wir im See. Bedarf einen Ausflug zu machen? Haben wir hier nicht. Der Tag ist gefüllt. Überall Kinder, Kinder, Kinder. Die Freundschaften entstehen schnell, ich habe sehr viel Zeit für mich. Für jemanden der alleine mit zwei Kindern reist ein Privileg. Ich lese viel, ich sehe die Kinder aus den Augenwinkeln durch den Obsthof rennen, im Heuhotel verschwinden oder in Horden über den Bauernhof laufen bis die Sonne untergeht. Vor 22 Uhr geht hier niemand ins Bett, wie soll das auch gehen, wenn man überall noch Kinderlachen hört.
Ich bin jemand, der immer auf der Suche nach etwas Neuem ist. Der nie dieselbe Strecke noch einmal fährt. Sondern sich immer neue Wege sucht. Aber zum Schwarzfelder Hof erden wir auf dem Rückweg der Reise noch mal fahren. Es hat einfach alle unglaublich glücklich gemacht.
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Adresse: Schwarzfelder Weg 3, 89340 Leipheim