Endlich frieren einem nicht mehr die Finger ab, wenn man Fahrrad fährt. Man passt wieder ohne Michelin-Männchen-Mantel hinter den Fahrradlenker und die Kinder brauchen keine Extraladung Decken mehr im Anhänger. Endlich kann man wieder raus – raus aus München, raus an den See. Ich mag mir dafür nicht immer ein Auto mieten (wir haben keins), sondern einfach mal das Rad mit Anhänger nehmen und in einer halben Stunde da sein.
Daher liebe ich den Hinterbrühler See.
Den erreicht man vollkommen ohne Bergaufgestrampel auf einem (meist) geteerten Fahrradweg entlang der Isar. Der schlängelt sich einfach die Isar flussaufwärts – man kann sowohl auf der linken als auch auf der rechten Flussseite fahren, ganz wie man mag. Rechts ist ein bisschen mehr Straße, links kurviger Radweg, dafür kommt man am Zoo vorbei. Hier kann man einen kurzen Zaunstopp einlegen und den Ziegen im Streichelzoo zusehen (und sie auch riechen).
Der Fluss ist herrlich seicht an dieser Stelle. Es gibt viele Kiesbänke, auf denen man rasten und Steine über die Wasseroberfläche flippen kann. Viele bringen hier auch Grills mit und braten Würstchen, denn ab der Brudermühlbrücke ist das erlaubt. Mit dem Baden muss man trotzdem aufpassen, manchmal gibt es Untiefen und gefährliche Wassertreppen. Kleine Kinder sollten nur mit den Füßen rein.
Finger-schnipps-Alpenromantik
Nach etwa 30-45 Minuten (je nach Fahrtempo) erreicht man den Hinterbrühler See. Er liegt rechts von der Isar. Und mit einem Mal ist man schwups-di-wups im Alpen-Feeling. Ein altes Bootshaus mit grün-weißen Fensterläden, Blumendekor und Spitzenvorhängen steht direkt im Wasser. Man kann Boote leihen, die Sascha, Irene und Sven heißen. Überall schwimmen Enten – ganz normale, aber auch japanische. Sogar Schwäne und Graugänse gibt es, die sich lautstark um das Brot zanken, das man ihnen hinwirft. Direkt am Ufer stehen einige Bänke, man kann sich hinsetzen und auf das grüne Wasser blicken. Gerade auch treibt ein Rückkehrer hier sein Unwesen: Die Biber sind wieder da und knabbern alle Stämme an, die sie zwischen die Beißer kriegen können. Viele große Bäume mussten schon dran glauben, daher sind nun um alle Drahtzäune gezogen. Der See soll ja nicht bald nackig dastehen.
Kinderfreundliche Wirthäuser – das gibt´s!
Am Kiosk am Bootshaus gibt es Eis und Getränke, in einem kleinen Biergarten kann man sich diese auch schmecken lassen. Der Platz ist meistens heiß begehrt, ich sitze mit den Kindern daher lieber am Bootssteg. Meistens wollen sie sowieso gleich weiter – ins „Gasthaus Hinterbrühl am See“ (http://gasthof-hinterbruehl.de/), das etwas erhöht hinter der Straße liegt. Ich liebe dieses Gasthaus, denn das Essen schmeckt super, die Bedienungen sind nett und sie mögen auch noch Kinder (was in München nicht selbstverständlich ist). Bei unserem Besuch habe ich den ersten Spargel gegessen, Gustav und Frida ein Wiener Schnitzel mit Pommes, mein Mann eine Schokotorte. Alles echt lecker! Es gibt eine gute Kinderkarte, die nicht so langweilig ist wie sonst oft.Weil die Kinder geschlafen haben, hat der Kellner sogar unsere Bestellung zurück behalten und auch nicht gemurrt, dass wir mit dem Kinderanhänger neben dem Tisch den Weg etwas versperrt haben.
Auch Unterhaltung für die Eltern ist geboten
Lange hält es die Kinder nach dem Essen sowieso nicht am Tisch – im Biergarten gibt es nämlich eine Menge zu entdecken: Zwei Spielplätze, einen Aussichtstisch in einer Laube, ein kleines Karussell mit lustigen Tieren, einen riesigen Bären auf einem Balkon und – das Allerbeste – ein großes Trampolin. Darauf springen die Kinder stundenlang (Achtung: Lieber vor dem Essen erlauben :-). Die Eltern können währenddessen entspannt auf den vorbeiführenden Isarkanal und den See schauen. Wenn man Glück hat, kommt gerade ein Junggesellenabschied auf einem Floß vorbei geschwommen, der – kreisch! – eine Ebene tiefer rast, wenn er eine Flußrutsche hinunterrauscht. Macht fast mehr Spaß beim Zuschauen, als beim Mitfahren.
Für mich ein perfekter Ausflug: bisschen strampeln, viel Natur, gutes Essen, Zoogestank. Und wem das noch nicht genug Sport ist, der kann ja nach dem Essen noch ein bisschen weiter die Isar aufwärts radeln.