Ich bin der festen Überzeugung es gibt kein Kind, dass beim Urlaub auf dem Bauernhof nicht glücklich wird. Zumindest bis zu einem bestimmten Alter.
Sie ist einfach da, die Faszination für Tiere und Landwirtschaft. Und die Erkenntnis, das die Dinge die wir täglich essen und konsumieren einen Ursprung habe. Etwas Greifbares. Ganz existentielle Dinge: Tiere müssen gepflegt und gefüttert werden, sie bekommen Junge, sie laufen, spielen, einige suchen Kontakt und andere meiden Kontakt. Dafür muss man erst mal ein Gespür entwickeln.
Emil und Ida lernen die Körpersprache der Pferde zu verstehen, sie dürfen auf dem Trecker mitfahren und die Kühe füttern. Und gleich in der ersten Nacht werden zwei Lämmer geboren. Geburt hat etwas mit Blut zu tun und mit Müdigkeit. Und kleine Lämmer können sofort auf ihren wackeligen Beinen stehen. Sie dürfen Ponys putzen und Schweine streicheln. Manchmal erkläre ich ihnen etwas oder der Bauer selbst. Aber vieles erklären sie sich von alleine.
Auf dem Ferienhof von Familie Andresen ist man autark und doch dabei. Die schöne Wohnung, die wir beziehen dürfen, bietet uns alles was wir brauchen. Wir haben eine schöne, neue Küche und verpflegen uns selbst bis auf den großartigen Brötchenlieferservice. Unsere Brötchentüte suchen die Kinder morgens aus einer Kiste in der Scheune. Da sie nicht lesen können suchen sie nach Größe aus. Unsere ist immer die Kleinste.
Es gibt kaum Einschränkungen oder Regeln – wir dürfen Teil von allem sein. Mit füttern, die Schafe mit rein holen, durch die Ställe laufen, alle Tiere streicheln und uns sogar eigenständig ein Pony von der Weide holen wenn uns nach Putzen oder reiten ist.
Trotzdem fühlen wir uns dazugehörig. Am Freitag Nachmittag wird uns durch den Nieselregen noch etwas zugerufen. „Futjes!“ Ich habe keine Ahnung worum es geht. Und ob ich das Wort auch richtig verstanden habe. Die Kinder und ich rennen mit Wolljacken und Gummistiefeln über den Hof in die Scheune. Im Ofen brennt ein Feuer, die Gäste sitzen auf den wunderschönen alten Sofas, die hier für Gemütlichkeit sorgen. In einem Topf mit heißem Fett werden die „Futjes“ gewendet – Quarkbällchen, mit oder ohne Rosinen. Wenn sie heiß auf den Tisch kommen kann man nicht mehr aufhören davon zu naschen. Die Kinder tauchen sie in kleine Zuckerberge und strahlen. „Eigentlich,“ erklärt mir der Bauer: „Isst man die mit Weinsuppe.“ Ich esse sie auch sehr gerne ohne Weinsuppe. Sie sind köstlich. Man muss nur den richtigen Moment abpassen, wo man aufhören muss. Sonst kann man das Abendessen direkt streichen.
Da sitzt man dann mit fremden Menschen, taucht Futjes in kleine Zuckerberge, lässt sich vom Ofen Feuer wärmen und fühlt sich gemeinschaftlich. Nebenan blöken die Schafe und ihre kleinen Lämmer, die gerade erst das Licht der Welt erblickt haben.
In der Nacht schlafen wir gemeinsam in einem Bett. Der Sturm heult ganz schön ums Haus herum. Ich mag das Geräusch. Es erinnert mich an dieses wohlige Kribbeln das ich hatte, als ich noch bei meinen Eltern unter dem Dach geschlafen habe. Dieses Geräusch, wenn der Sturm sich im Reet verfängt und daran zerrt und rüttelt und man selbst unter seiner dicken Decke lag und sich so sicher und geborgen fühlte.
Der Samstag bringt endlich Sonne mit. Langsam ist uns nach etwas Farbe und blauem Himmel. Unsere von ständigem grau begleiteten Reisen sind langsam ermüdend. Jetzt sehen wir den Schneeglöckchen und Krokussen beim Wachsen zu und genießen die ersten Sonnenstrahlen auf dem Gesicht.
Wer noch viel mehr über den Ferienhof Andresen erfahren will und ganz viele Bilder sehen möchte kann das hier.