Gerade habe ich meinen Beitrag übers „Zuhören“ zu Ende geschrieben, in dem ich darüber berichte, wie sich die Kommunikation ändert, wenn man sehr viel Zeit miteinander verbringt ohne Verpflichtungen zu haben und jetzt fange ich direkt das nächste Thema an, die „Buchbegleiter“, denn nirgendwo, wirklich nirgendwo, lässt es sich so gut und so viel lesen wie auf Reisen. Und in einem Bus, der nur über ein paar mickrige Quadratmeter verfügt, meistens kein W-Lan hat, geschweige denn einen Fernseher, da liest es sich unendlich gut. Da hat man Abend für Abend für Abend Zeit, und morgen für morgen für morgen auch um noch lange vorzulesen, denn der Winter will es manchmal einfach, das man liegen bleibt. Mit Blick auf Busch und Bäume, Moor und Bach und in die graue Dämmerung hinaus blickt.
Eigentlich lesen wir immer und ständig. Denn die immer länger andauernden Pause im Bus, wenn es draußen stürmt, schneit, regnet oder dunkel wird, müssen und wollen genutzt werden und all zu viele Möglichkeiten bieten sich da gar nicht an.
Wir haben auch im Sommer immer bis in die Nacht hinein vor dem Bus gelesen und Emil und Ida ziehen sich häufig mit einem Korb voller Bücher ins Hochbett zurück und blättern.
Es gibt demnach keine besseres Argument für die Einführung der neuen Rubrik: „Die Buchbegleiter“ als eine dauerlesende Familie. (Manchmal lesen die Kinder sogar dem Hund was vor.)
Für die nächste Reise sind die Bücher bereits gepackt. Während Ida immer noch die Einhaltung einer chronologischen Leseweise nicht für zwingend notwendig hält, Bücher gerne von vorne nach hinten durchblättert, Seiten ohne mit der Wimper zu zucken überschlägt und sich die Handlung auch gerne mal neu ausdenkt, weil sie durch ihr kreuz und quer Geblättere sonst keinen Sinn mehr ergibt, ist Emil süchtig nach langen, spannenden Geschichten. Gerade haben wir in seinem Zimmer aussortiert und ich finde, er hat sich sehr differenziert von Büchern getrennt. Vor allem die mit gesammelten Kurzgeschichten hat er direkt aussortiert: „Ich weiß nicht, wie eine Geschichte spannend werden soll, wenn sie nach ein paar Seiten wieder zu Ende ist?“ Hat er mich gefragt und all die Bücher auf einem Stapel gesammelt. Sie liegen jetzt im Flohmarkt-Karton.
Bis wir losfahren schaffen wir es noch „Ronja Räubertochter“ durchzulesen und Emil freut sich wie ein Schneekönig, dann im Bus endlich den heißersehnten dritten Band von „Latte Igel“ anfangen zu können.
Im letzten Band hatte die Spannung solche Ausmaße angenommen, das Emil nicht still sitzen konnte. Sein ganzer Körper war so angespannt, so unglaublich aufgeregt, dass ich zwischendurch kurz aufhören musste zu lesen. Was ist, wenn Adler Groff gerade dann nach Hause kommt, wenn Latte und seine Freunde in der Burg sind? Ein schrecklicher Gedanke. Und – wer hätte das gedacht – zu Emils riesiger Erleichterung ging es schon wieder gut aus!
Nicht so gut aus ging es im Buchladen, wo die Buchhändlerin ihm den dritten Band feierlich überreichte mit den Worten: Na dann viel Spaß! Das ist ja jetzt der letzte Band.
Am Abend stellte Emil aber pragmatisch fest: „“Ist ja nicht so schlimm, Mama, du kannst mir ja danach einfach noch eine eigene Latte Igel Geschichte schreiben, oder?“
Was wir noch mitnehmen:
In den nächsten Wochen werden wir Euch hoffentlich all diese Bücher vorstellen und noch viel mehr. Je nachdem, wie schlecht das Wetter wird 🙂
Und was mich noch viel mehr freut: Euch die schönsten Buchhandlungen zu präsentieren. Denn ich liebe, liebe, liebe gute Buchläden, am liebsten mit Regalen bis unter die Decke und Menschen, die schon nach ein paar Sätzen wissen, was zu einem passt und einen immer wieder überraschen, was es alles auf dem Markt gibt, was an einem vorbei gegangen ist.
Ach ja, und das Schönste zum Schluss: Seht, was ich gerade auf dem Flohmarkt gefunden habe! Es ist wahrscheinlich das einzige Astrid Lindgren Buch das ich noch nie gelesen habe. Und jetzt freue ich mich umso mehr darauf!